Nordischer Urlaub mit grünem Gewissen
Dänemarks Hotels und Ferienhäuser machen Ferien mit Umweltanspruch immer einfacher – das gilt auch für Geschäftsreisen und Konferenzen

Land: Dänemark

Nordischer Urlaub mit grünem Gewissen

Ein Trend setzt sich durch: Dänemark hat in den letzten Jahren seine Anstrengungen rund um nachthaltiges Reisen und Übernachten quer durch alle Urlaubsformen verstärkt. Dies gilt für den beliebten "Klassiker" Ferienhausurlaub ebenso wie für Campingferien und Hotelaufenthalte. Eine Rundreise durchs kleine ›grüne‹ Königreich.


Kopenhagen, 2. Februar 2011 (vdk) Nach einem langen Konferenztag mit Strategiegesprächen und etwas zu viel Kaffee und Gebäck tritt Eva Sørensen am Abend in die Pedale. Im Fitnessraum ihres Hotels in Kopenhagen bringt die Geschäftsfrau aus Herning ihr Spinning-Rad auf Touren – als Ausgleichssport für sich selbst. Aber auch als kleinen Beitrag für die eigene Energiebilanz. Denn Gäste, die eines der beiden Strom erzeugenden Bikes des Hotels Crowne Plaza Copenhagen Towers nutzen, erradeln bei einem Durchschnittstempo von 30 Stundenkilometern im Lauf einer Stunde immerhin rund 100 Kilowattstunden Elektrizität.

"Natürlich liefern unsere sportlichen Gäste nur einen minimalen Beitrag zur Energieversorgung des Hotels", sagt Hotelchef Allan L. Agerholm. "Doch wir verstehen diese Kombination aus Ausgleichssport und guter Tat als einen humoristischen Öko-Beitrag mit Symbolkraft – so kann jeder spüren, wie aufwendig Stromerzeugung sein kann." Dennoch ist der praktische Nutzen vorhanden: Der Rad-Strom wird in zunächst in einer Batterie gespeichert, von wo er ins Stromnetz des Crowne Plaza weiterfließt. Als Belohnung winkt allen, die zehn Kilowattstunden und mehr erstrampeln, ein kostenloses Essen im nordischen Restaurant des "grünsten Hotels der Welt".


Umweltfreundlichstes Hotel der Welt

Der Titel des umweltfreundlichsten Hotel der Welt wurde dem im November 2009 in Kopenhagens modernstem Stadtteil Ørestad eröffneten 366-Zimmer-Haus – das auf halber Metro-Strecke zwischen historischer Altstadt und internationalem Airport liegt – Ende vergangenen Jahres von der weltgrößten Tourismusorganisation Skål International im Rahmen der EcoTourism Awards verliehen.

Die Auszeichnung erhielt das Vier-Sterne-Hotel für seine umfassenden Klimaanstrengungen, zu denen die Elektroräder nur der kleinste Beitrag sind. Ein Herzstück von Dänemarks einzigem CO2-neutralen Hotel bilden insgesamt 2.400 Quadratmeter Sonnenkollektoren, die an der Außenfassade zwischen der fünften und 25. Etage angebracht sind. "Damit erzeugen wir im Jahr rund 170.000 Kilowattstunden Strom zum Eigenbedarf", so Manager Allan L. Agerholm, der zugibt, dass die ungewöhnlich kalten Winter der letzten beiden Jahre den "grünen" Start erschwerten.

Zur Kühlung und Beheizung seiner Klimaanlage verwendet das Crowne Plaza Grundwasser. Fernsehgeräte und Lampen in allen Räumen sind besonders energiesparend. Shampooflaschen, Zahnbürsten und Badehauben für Gäste sind biologisch abbaubar. Das Hotelrestaurant setzt neben effizienter Energienutzung auf lokale Rohwaren. Eventuelle Essensreste werden für Biogas oder Düngung eingesetzt. Hotelmanager Agerholm: "Mit all unseren Maßnahmen können wir den Energieverbrauch um 53 Prozent gegenüber vergleichbaren Hotels senken. Das entspricht einer CO2-Ersparnis von 1,4 Tonnen jährlich." Damit erfüllt die Luxusunterkunft alle EU-Standards für nachhaltiges Bauen und die der dänischen Niedrig-Energiegesetze.


Mehrwert auch für Meetinggäste
Wichtigstes Credo aber, so Agerholm: "Wir wollen ein nachhaltiges Hotel sein, das sich nicht von anderen, normalen Häusern unterscheidet – Gäste merken im Alltag keinen Unterschied, weder beim Komfort noch beim Service." Dies gilt für reine Übernachtungsgäste ebenso wie für Konferenzteilnehmer des Tagungshotels.

Letztere allerdings interessierten sich stärker als Privatreisende für die grünen Werte des Crowne Plaza, hat Hotelchef Agerholm beobachtet: "Das liegt sicher daran, dass immer mehr Firmen auf ihren Klimaabdruck achten – wir sehen das bei dänischen wie bei internationalen Konferenzgästen. Und in den kommenden Jahren wird das Bestreben nach einem möglichst minimalen Umweltabdruck, nach nachhaltigen Konferenzen oder Meetings besonders im Geschäftsbereich ganz sicher noch zunehmen."

Kann das "grünste Hotel der Welt" in Kopenhagen da Vorbildcharakter haben? "Auf jeden Fall", so der Mittvierziger Agerholm, "ich habe schon mehr als einhundert Führungen bei uns gemacht, halte Vorträge zum Konzept hier in Dänemark wie im Ausland. Das Interesse für klimafreundliches Übernachten und Reisen ist da."

Damit bestätigt das Copenhagen Towers einen Trend der Nachhaltigkeit, den dänische Hotels bereits seit Jahren in verschiedener Form gehen. Manche wie die Guldsmeden Hotels eher im Kleinen: Gäste in Kopenhagen und Aarhus erhalten zum Beispiel ein Biofrühstück mit Vollkornbrötchen und anderen ökologischen Spezialitäten. Und im hauseigenen Restaurant setzt man ebenfalls auf Bioküche und Vollwert.

Die dänischen Scandic Hotels haben seit 2007 ihren Kohlendioxid-Ausstoß aus fossilen Brennstoffen halbiert, bis 2025 möchte man komplett CO2-neutral sein. Rund 11.000 Mitarbeiter der Scandic Hotels wurden schon in Sachen Nachhaltigkeit geschult. So erleben Gäste in einem Hotelrestaurant schon einmal, dass ein Kellner die Blumen mit Wasser aus einer nicht ganz geleerten Karaffe gießt – nur ein kleiner Beitrag zu Umweltfreundlichkeit und Ressourcenschonung.


Grüner Trend, auch im Detail
Gäste können die Umwelt-Anstrengungen dänischer Unterkünfte in aller Regel auf den ersten Blick auch an den beiden Logos „Grüner Schlüssel“ und „Schwan“ erkennen. Die Umweltmarkenzeichen garantieren, dass Hotels, aber auch zahlreiche dänische Campingplätze oder Ferienhäuser sich in praktischen Alltagsdingen für Umweltfreundlichkeit einsetzen.

So werden beispielsweise Wasser und Strom gespart, etwa durch den Einsatz von Energiesparlampen und effektiven Klimaanlagen. Daneben werden unter anderem umweltfreundliche Reinigungsmittel verwendet, etwa beim Putzen oder Waschen von Bettwäsche und Handtüchern. Darüber hinaus versucht die dänische Politik schon seit Mitte der 1990er Jahre mittels einer Umweltabgabe CO2-Ausstoß, Wasserverbrauch und andere Klimaabdrücke von Einheimischen wie Touristen zu mildern. Die dänisch Miljøafgift genannte Sondersteuer auf Strom, Wasser, Heizöl und Gas zahlen auch Dänemarkurlauber wie zum Beispiel Ferienhausgäste.

Besonders beim klassischsten aller Dänemarkurlaube, dem Urlaub im eigenen Ferienhaus in Strand- und Meernähe, hat sich in den letzten Jahren eine kleine Umweltrevolution ereignet. Denn die modernen der insgesamt rund 200.000 Ferienhäuser im Königreich – gut 40.000 von ihnen werden vermietet – erfüllen heute ebenfalls entscheidende Kriterien der Nachhaltigkeit.

Noch vor wenigen Jahrzehnten reine Sommerhäuser nahezu ohne Isolierung, bieten aktuelle Domizile ganzjährigen Luxus – und gehen gleichzeitig mit Energie sparsam um. Auch wenn dänische Ferienhäuser aufgrund politischer Auflagen nicht als "normale" Wohnhäuser gelten dürfen und deshalb zum Beispiel nicht ans öffentliche Wasser- und Abwassersystem oder an ein Fernwärmenetz angeschlossen sein dürfen.


Hightech im Ferienhaus
"Ferienhäuser von heute sind nicht mehr mit Modellen vergleichbar, die wir vor zehn oder fünfzehn Jahren gebaut haben", sagt Dorte Keinicke Bastved vom Ferienhaushersteller EBK Huse A/S in Slagelse. "Und erst recht nicht mit ›Großmutters Ferienhaus‹ aus den Jahren 1950 bis 1970, den kleinen, roten Holzhäuschen mit dünnen Wänden."

Das schon heute gebaute "Ferienhaus der Zukunft", so die Expertin, sei energieoptimiert. Nicht nur um möglichst nachhaltig und grün, sondern auch um wirtschaftlich und kostensparend zu sein, für Eigentümer und Mieter. "Die Isolierung der Hauswände liegt derzeit bei 200 Millimetern Glaswolle und Holz – vor wenigen Jahren war es gerade einmal halb so viel. Ferner statten wir unsere Häuser mit Solaranlagen zur Wassererwärmung für Dusche und Spüle aus. Und wir bauen sogenannte Luft-Luft-Wärmepumpen oder Luft-Wasser-Wärmepumpen statt der üblichen Elektroheizungen ein. Diese sind so effizient, dass wir für jede zugeführte Energie die dreifache Menge zurückerhalten. Auch Erdwärmeanlagen kommen auf Wunsch zum Einsatz".

Standard sei in den meisten Fällen auch eine Regenwassersammelanlage, die Toilettenspülung, Waschmaschine oder Außendusche umweltfreundlicher macht. Dorte Keinicke: "Alle Anstrengungen zusammen bewirken, dass dänische Ferienhäuser wie unsere schon jetzt die ohnehin strengen Sparforderungen der Regierung um zehn bis fünfzehn Prozent übertreffen." Und damit Urlaubern die Entscheidung für einen nachhaltigen (Dänemark-)Urlaub erleichtern.

Text: Christoph Schumann


INFO:

Weiterführende Informationen zum Thema nachhaltiger Dänemarkurlaub finden Sie auf www.visitdenmark.com/tyskland/de-de/menu/turist/oplevelser/gruenes-oekologie-daenemark/det-groenne-danmark.htm


Hotels:

Crowne Plaza Copenhagen Towers, Ørestads Boulevard 114-118, DK-2300 Kopenhagen S, Tel. +45 8877 6655, www.cpcopenhagen.dk

www.scandic-campaign.com/betterworld/index.asp?languageid=en, www.hotelguldsmeden.dk/vision/

Dänischer Hotel- und Gastronomieverband Horesta: www.horesta.dk


Ferienhäuser:

EBK Huse, Skovsøvej 15, DK-4200 Slagelse, Tel. 0045-5856 0400, www.ebk.dk

Dänischer Hauptverband der Ferienhausvermieter: www.fbnet.dk


Dänische Campingplätze:

Verband der Campingplätze: www.campingraadet.dk

Mehr Infos: www.daenischecampingplaetze.de

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